Gewichtsreduktion mit Medikamenten: Wie effektiv ist sie?

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (11/2014) sind mehr als die Hälfte aller deutschen Erwachsenen übergewichtig. Überschüssiges Gewicht steht in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkten sowie Schlaganfällen und gilt nach Studienerkenntnissen als Auslöser für einige Krebserkrankungen. Neben einer gesunden Ernährung und Sport bieten sich medikamentöse Präparate im Kampf gegen die Pfunde an.

Body-Mass-Index – Richtwert für die Einnahme von Medikamenten

Zur Bestimmung des Übergewichts und der Adipositas (Fettleibigkeit) gibt es mehrere Methoden. Gängig ist der Body-Mass-Index (BMI), bei dem das Körpergewicht durch das Quadrat der Körpergröße geteilt wird. Ein Beispiel hierfür wäre eine Frau mit einer Körpergröße von 165 Zentimetern und einem Gewicht von 70 Kilogramm.

Beispielrechnung: 70 : (1,65 m)2 = 25.7. Nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) liegen die Werte für das Normalgewicht zwischen 18,5 und 24,9. Der Körpermassenindex wird in verschiedene Grade unterteilt.

  • Normalgewicht: 20 bis 25
  • Übergewicht: 25 bis 30
  • Adipositas: 30 bis 40
  • Schwere Fettsucht: 40+

Für eine genaue Berechnung sind Alter, Geschlecht, Muskelanteil und weitere Faktoren zu berücksichtigen. Eine zuverlässigere Messmethode (altersbedingte Veränderungen) bietet die bioelektrische Impedanzanalyse, welche in einigen Fitnessstudios angeboten wird. Mittels Wechselstrom, der für den Menschen unbedenklich und kaum wahrzunehmen ist, werden je nach Körperfettanteil, Muskelmasse oder Knochen unterschiedliche Widerstände gemessen und die Körperfettmasse berechnet.

Die Einnahme von Arzneistoffen zur unterstützenden Gewichtsreduktion ist erst bei einem BMI ab 30 zu empfehlen. Eine Ausnahme stellen Personen mit Begleitkomplikationen wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2 dar. Für diese Personengruppen sind gewichtssenkende Medikamente ab einem Body-Mass-Index von 27 sinnvoll.

Bei Normalgewicht ist die medikamentöse Gewichtsabnahme nicht geeignet. Doch auch bei Patienten mit starker Fettleibigkeit bleibt mit der Einnahme von Abnehmmedikamenten die Notwendigkeit eines gesünderen Lebensstils wie die Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung bestehen.

Vor- und Nachteile der Adipositas-Mittel

Mit Appetitzüglern, Fettblockern und Quellstoffen gibt es drei verschiedene Arten von Abnehmhilfen.

Appetitzügler (Anorektika) wie der Wirkstoff Sibutramin haben eine Appetit hemmende Wirkung. Hierbei handelt es sich um neuronal wirkende Präparate, die die Konzentration der Neurotransmitter (Noradrenalin, Serotonin) im synaptischen Spalt erhöhen. Die Gewichtsreduktion resultiert aus einem erhöhten Sättigungsgefühl und gesteigerten körpereigenen Energieverbrauch. Appetithemmer sind kostspielig. Bei falscher Einnahme besteht eine hohe Abhängigkeitsgefahr.

Fettblocker hemmen die fettverdauenden Enzyme, wodurch Fettteilchen gespalten und in die Blutbahn aufgenommen werden. Etwa ein Drittel der Nahrungsfette werden beim Stuhlgang ausgeschieden. Fettbinder sind nur effektiv, wenn von einer fettreichen auf eine fettarme Ernährung umgestellt wird. Bleibt der Fettanteil der Nahrung gleichbleibend, führt dies zu einem unangenehmen Fettstuhl und ausbleibenden Abnehmerfolg.

Im Gegensatz zu Appetithemmern und Fettblockern sind Quellstoffe meist nicht rezeptpflichtig. Häufig aus pflanzlichen Fasern hergestellt nimmt das Präparat die Flüssigkeit im Magen auf. Durch das Aufquellen des Quellstoffs entsteht ein Völlegefühl. Um das Aufquellen der Schwämmchen zu gewährleisten und schwere Verstopfungen zu vermeiden sollten mindestens 2 Liter Wasser am Tag getrunken werden. Die Wirkung wird im Vergleich zu den zuvor genannten
Abnehmhilfen angezweifelt.

Erfolgsversprechende und zugelassene Abnehmprodukte

Nur wenige der am Markt erhältlichen Medikamente zum Abnehmen sind in Europa zugelassen. Verantwortlich für die Zulassung ist die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur). Voraussetzung damit ein Arzneimittel von der europäischen Zulassungsbehörde anerkannt wird, ist der Nachweis der Wirksamkeit. Dabei muss der Wirkstoff innerhalb von 12 Monaten zu einer Gewichtsreduktion von mindestens 10 Prozent des ursprünglichen Gewichts führen.

In Deutschland gibt es mit Orlistat, Amfepramon, Phenylpropanolamin und D-Norpseudoephedrin vier zugelassene Arzneimittel mit nachgewiesenem Abnehmeffekt.

Orlistat

Orlistat ist ein Lipasehemmer. Diese werden am Markt unter den Bezeichnungen Orlistat-ratiopharm, Alli (frei verkäuflich) oder Xenical (rezeptpflichtig – s. Abbildung) angeboten. Die rezeptfreie Variante gibt es beispielsweise im Internet unter http://www.meds4all.de/fettleibigkeit/xenical/.

Die Therapie mit Xenical 120 Milligramm Hartkapseln erfolgt über sechs Monate und unterstützt eine maximale Gewichtsabnahme von bis zu 14 Prozent. Mögliche Wechselwirkungen sind bei der Einnahme von Levothyroxin und Orlistat gegeben.

Amfepramon

Amfepramon wird unter der Handelsbezeichnung Regenon angeboten. Oral in Form von Kapseln oder Tabletten eingenommen beträgt die Behandlungsdauer maximal drei Monate.

Je nach Zeitraum der Einnahme beträgt der Gewichtsverlust laut placebokontrollierter Studien zwischen sechs und zehn Prozent. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können mit Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Mundtrockenheit auftreten. Negativ ist das hohe Abhängigkeitspotenzial dieses Wirkstoffs.

Boxogetten S-Vencipon

Boxogetten S-Vencipon mit dem Wirkstoff Phenylpropanolamin (PPA) sind verschreibungspflichtig und werden von Ärzten unterstützend zur Behandlung der Adipositas angeboten. Laut einer Studie der Yale University in New Haven stehen PPA-haltige Medikamente in Verdacht eines erhöhten Risikos für Hirnblutungen. Die Dauer der Einnahme beträgt maximal 4 Wochen.

D-Norpseudoephedrin (Cathin) setzt verstärkt Neurotransmitter im Gehirn frei. Neben appetithemmenden weist dieser Wirkstoff auch stimulierende Eigenschaften auf. Dieses Arzneimittel zum Abnehmen ist rezeptpflichtig um den Missbrauch als Rauschmittel zu vermeiden.

2015 wurden von der Arzneimittelbehörde EMA unter der Bezeichnung Mysimba und Saxenda (Injektionslösung) zwei weitere Abnehmprodukte zugelassen.

Abnehmmittel – unterstützende Abnehmhilfe mit wahrnehmbarem Effekt

Am deutschen Markt gibt es nur wenige Abnehmmittel die den gewünschten Effekt erzielen und gleichzeitig verträglich sind. Dennoch können übergewichtige Personen mit einem Body-Mass-Index ab 30 beziehungsweise 27 einen Verlust des Körpergewichts von bis zu 10 Prozent (12 Monate) gegenüber Nichteinnahme erwarten.

Ist keine signifikante Gewichtsabnahme innerhalb weniger Monate zu erkennen, sollte die Therapie abgebrochen und ein anderweitiger Wirkstoff getestet werden. Wichtig in Verbindung mit Diätpillen ist eine fettarme sowie vitaminreiche Ernährung.

Medikamente zum Abnehmen dienen nur als unterstützende Option. Daher ist es wichtig, sich regelmäßig körperlich zu betätigen. Darüber hinaus sollte bei der Behandlung von Übergewicht und Fettsucht stets der Arzt hinzugezogen werden.


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